Fährt man in Graz mehr als fünf Stationen mit der Bim, findet man sich in einer anderen Welt wieder. Plötzlich ist man aus den vertrauten Gassen der Innenstadt draußen und in dubios anmutenden Randbezirken oder überraschend feinen Villenviertel gelandet. Dieses Mal habe ich mich für die Villengegend rund um den Botanischen Garten und den Hilmteich entschieden. Ein beliebter Ort, um spazierengehend noch einmal ausgiebig über Wochenendeskapaden zu sinnieren. Und wenn man schon den weiten Weg auf sich nimmt, sollte man einen Besuch im Hilmteichschlössl einlegen. Das ist nämlich nicht nur von außen hübsch anzusehen, seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird darin schon Gastronomie betrieben. Zeit, sich im Purberg durchzukosten!
Das Purberg teilt sich die Räumlichkeiten des Hilmteichschlössl mit dem Gartenaussteller und Inneneinrichter Lederleitner, was dem Lokal ein mediterranes Flair verschafft – das jedenfalls sagt die Webseite. Inmitten all der Dekogegenstände Platz zu nehmen, hat aber schon etwas. Die großen Pflanzenarrangements teilen den großen Raum gut auf und so findet jeder und jede seine eigene kleine Nische für ein gemütliches Frühstück.
Aber: Ein Blick in die Frühstückskarte und die Umgebung ist sowieso vergessen. Es gibt insgesamt neun Frühstücksvariationen, von groß bis klein, von asketisch bis deftig, die während der Woche bis 11.30 Uhr und am Wochenende bis 15.00 Uhr serviert werden. Das “Pronto” um € 4,80 ist für all jene, denen es nicht pronto genug gehen kann. Es besteht aus einem Cappuccino und einem Croissant. Oder Cornetto, wie die Italiener sagen würden. Nun zu jenen Variationen, für die sich der weite Weg zum Hilmteich eher lohnt: Das “Wiener Klein” um € 6,70 besteht aus zwei Semmeln, Marmelade, Honig und Butter. Die große Schwester “Wiener Gross” (wirklich, mit zwei ss) wird zusätzlich mit 1/8l Orangensaft, Schinken und Käse serviert. Hinter der Kombi “Prosecco und Lachs” um € 12,70 verbirgt sich genau das, was der Titel schon preisgibt: Ein Glas Prosecco, Lachs, Oberskren, Butter und Baguette. “Der Kater” um € 7,90 soll wohl eben diesen mit einem Glas Bier und einem Matjesbrötchen besänftigen. “Der Asket” um € 11,70 ist gar nicht so zurückhaltend, denn mit 1/8l Orangensaft, einer Schale Joghurt mit Früchten und Honig und einem Schnittlauchbrot lässt es sich schon ganz gut in den Tag starten. “Der Steier” um € 7,70 darf auf keiner Frühstückskarte in und rund um Graz fehlen, zu der Kernöleierspeis wird im Purberg ein 1/8l Weißburgunder serviert. Die Eier hierfür kommen von glücklichen südsteirischen Freilandhennen. Das gilt auch für die beiden Spiegeleier, die gemeinsam mit Baked Beans und gebratenem Speck als “Der Engländer” um € 9,90 serviert werden. Und “Das Purberg” um € 17,20 besteht aus einer großzügigen Auswahl: Ein Glas Prosecco, 1/8l Orangensaft, Serrano-Rohschinken, Roastbeef, Fenchelsalami, Lachs, Käse, Marmelade, Honig, Butter und Gebäck. Darüber hinaus gibt es die noch umfangreicheren Variante des “Purberg Verwöhnfrühstücks” für € 25 pro Person, hier geht aber ohne Vorbestellung nichts.
Die Kaffeeauswahl ist so wie man es sich zum Frühstück wünscht: Es gibt Kaffee in allen gängigen Varianten, zubereitet mit Bio-, Soja oder laktosefreier Milch. Darüber hinaus gibt es Heiße oder Eisige Schokolade, wahlweise mit dunkler oder heller Schokolade, und Chai Latte – ebenfalls heiß oder kalt. Der Tee kommt von den “Teapigs” aus England und wird im Kännchen serviert.
Ich habe mich für die Kombi “Der Asket” entschieden, an einem Schnittlauchbrot komme ich einfach nicht vorbei. Den Grünen Tee habe ich gegen einen Cappuccino getauscht, denn auch an einem Cappuccino von Tribeka komme ich nicht vorbei. Die Früchteauswahl im – griechischen (?), auf jeden Fall aber sehr leckeren – Joghurt war der Saison angepasst, den Honig habe ich ausgelassen, denn für meinen Geschmack sind die Früchte süß genug. Alle meine Extrawünsche waren kein Problem. Das Service ist ein Service der alten Schule, in schwarz-weiß gekleidet, immer zur Stelle wenn man es braucht, aufmerksam und höflich. Ein bisschen mehr Lockerheit könnte nicht schaden. Das ist aber schon Meckern auf höchstem Niveau.
Ein Ausflug ins Purberg lohnt sich auf jeden Fall. Eine Reservierung kann nicht schaden, andernfalls muss man sich eventuell die Zeit vertreiben und einige Momente durch die Gartenausstellung von Lederleitner bummeln.
Fazit
Das Purberg am Hilmteich ist Sommer wie Winter die Reise wert – wegen des guten Kaffees, des guten Essens und wegen des Spaziergangs um den kleinen Teich, den man nach dem Frühstück auf jeden Fall machen sollte.
Quick Facts

Dauer, bis der erste Cappuccino serviert wurde: 5 Minuten 15 Sekunden

Im Sommer Terrasse mit Blick auf den Hilmteich

Laktosefreie und Sojamilch
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